Beerot Jitzhak in deutscher Sprache Nr 2 (Sukkot)

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[1] Durch die Freude am Sukkot die Reinheit von Jom Kippur bewahren

 Von Raw Chaim Grünfeld

40 Tage sind seit Rosch Chodesch Elul vergangen. Die Zeit des Wehgeschreis, des innigen Flehens und unaufhörlichen Bittens ist vorbei. In jedem Jehudi hat das Bangen, Zittern und Weinen einen tiefen Eindruck hinterlassen, so dass jeder nun bereit ist, sich im neuen Jahr zu bessern, nochmals von vorne zu beginnen, mit neuer Kraft und frischem Mut.

Der Mensch, das schwache Geschöpf, der sich noch gestern vor G’tt niederwarf, beginnt jedoch oft, gleich am nächsten Tag wieder mit seinen alten, ihm zur festen Gewohnheit gewordenen Fehlern, fort zu fahren. Liest man die Geschichte des Klall Jisrael nach der Offenbarung der Tora, wie sie die höchste Stufe der Reinheit und Heiligkeit erreicht hatten und so schnell wieder hinunter fielen, so schüttelt man verwundert seinen Kopf. „Wie ist denn das nur möglich“, wird gestaunt, „gestern so hoch und heute so niedrig?!“

Die Frage ist berechtigt und die Antworten oft unbefriedigend. Wir müssen uns aber Gedanken über unseren eigenen Fall machen; wie lautet dort die Antwort? Gestern riefen wir noch, gekleidet wie die Engel G-ttes: „Baruch Schem kewod Malchuto leOlam waed — Gesegnet sei der Name der Herrlichkeit Seines Königreiches für immer und ewig“, und wie lange dauerte diese Ewigkeit, bis wir die Heiligkeit „Seiner Herrlichkeit“ wieder vergessen haben?

Die Tora nennt den ersten Tag Sukkot „den Ersten“ – „ulekachtem lachem baJom haRischon“; diese Bezeichnung wird von unseren Weisen, seligen Andenkens, damit erklärt wird, dass der erste Tag Sukkot „Rischon leCheschbon Awonot“ ist, an dem die neue Rechnung der Sünden beginnt. Die Frage stellt sich daher, was es mit den vier Tagen zwischen Jom Kippur und Sukkot auf sich hat. Ist es möglich, vier Tage lang sündigen zu können ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden?

In den Sefarim haKedoschim (heiligen Büchern) wird dazu folgender Gedanke gegeben:  Haschem in Seiner unermesslichen Gnade möchte nicht, dass der Mensch nach Jom Kippur, als er sich von seinen alten Sünden rein gewaschen hat, gleich wieder in seinen alltäglichen Trott verfällt und von den mit grosser Mühe erreichten, so kostbaren geistigen Höhen so schnell wieder fällt. Deshalb gibt Er uns einen Aufenthalt zwischen Jom Kippur und „Schabbat Bereschit“, dem Jahresbeginn – das Sukkot-Fest. Die Schwäche des Menschen und Stärke seines Triebs zum Bösen kennend, möchte Der Heilige, gelobt sei er, dass unsere guten Vorsätze für das neue Jahr auf einem starken Fundament ruhen. Der Jom Tov Sukkot ist daher, dazu auserkoren worden, uns auf das neue Jahr vorzubereiten, damit wir geistig stark gerüstet und gewappnet sind, die guten Vorsätze, die wir uns an den vergangenen heiligen Tage vorgenommen haben, in die Tat umsetzen zu können.

Daher ist der Jom Tov Sukkot „Sman Simchatenu», ein „Fest der Freude“. Es ist eine Zeit, in der die Freude aufverschiedenste Art und Weise zum Ausdruck kommt, in geistiger und materieller Hinsicht. In materieller Sicht ist es „Chag ha’Asif“, eine Erntedankfest, an dem man sich der eingesammelten reichen Ernte erfreut. Hinsichtlich der geistigen Freude wird im Talmud Jeruschalmi von „Jona haNawi“ berichtet, der durch die gewaltige Freude, welche im Bet haMikdasch bei der „Simchat Bet haSchoewa“ herrschte, zu Newua gelangte!

 

Worüber freute man sich derart? Über das Schöpfen des Wassers, das am folgenden Morgen auf den Altar gegossen wurde. Es war also nicht nur eine Freude über die Erfüllung einer Mizwa, sondern hauptsächlich die Freude noch vor der Erfüllung der Mizwa; man erfreute sich der Möglichkeit, G’tt überhaupt dienen zu können und drückte somit die Liebe zu Seinen Geboten aus.

Wer darüber eine solche Freude verspürt, festigt in sich die hohen Stufe der vergangenen „Jamim haNoraim“  und in seiner spirituellen Entwicklung sogar noch höher steigen. Denn alle guten Vorsätze sind zwar schön und gut, aber man hat dennoch keine Garantie, dass diese auch wirklich etwas zustande bringen und einem nützen. Am Sukkot aber lernen wir, dass die Freude an die  (Dienst vor G-tt) und dem „Kijum haMizwot“ (die Ausführunjg der Gebote) die richtige Einstellung ist, mit der man im Lauf des Jahres an seinen guten Vorsätzen festhalten kann.

Vielleicht ist dies auch der Grund, weshalb am „Jom Kippur“ die Geschichte von Jona haNawi gelesen wird. Sie lehrt uns, dass Jona durch die Freude an der Mizwa am Sukkot, die Stufe der Prophetie erreicht, also die am Jom Kippur erreichte Stufe der Heiligkeit bewahren und seine Vorsätze auch nach Jom Kippur umsetzen konnte. So ist es auch verständlich, dass es Jona haNawi gelang, mehr als 120’000 Menschen mit nur wenigen Worten zur Teschuwa zu bewegen! Da die ganze Kraft seiner Prophetie aus seiner eigenen Teschuwa stammte, die er dank seiner gewaltigen Freude zum G’ttesdienst am Sukkot bewahren konnte, konnte er auch die ganze Stadt Ninwe zu Teschuwa bewegen.

Problematisch sind einzig die vier Tage zwischen Jom Kippur und Sukkot. Wir benötigen diese Zeit, um uns auf den kommenden Jom Tov vorzubereiten. Wir laufen jedoch Gefahr, in diesen wenigen Tagen von der am Jom Kippur erreichten hohen geistigen Stufe zu fallen, noch bevor man seine geistige Entwicklung durch die Freude des Sukkot-Festes auf ein festes Fundament stellen konnte. Deshalb erweist hat uns der Heilige, gelobt sei Er, eine weitere Gnade und beginnt mit der neuen Rechnung erst am ersten Tag Sukkot. Das heisst nicht, dass die Sünden dieser Tage nicht gezählt werden. Gemeint ist, dass wenn der Jehudi  am Sukkot versucht, seine Teschuwa mit der Sukkot-Freude zu festigen, er die am Jom Kippur erhaltene Reinheit seiner Neschama behält, selbst dann wenn sie bereits in diesen vier Tagen durch Sünden befleckt worden ist!

 

[2] Geschichten über Sukka

Mit freundlicher Genehmigung Der Jüdischen Zeitung Zürich

Lebensrettung durch Sukkabretter
Der Admor, Reb Mordechaj von Rachmestriwka sz’l, der sich vor vielen Jahren in Jeruschalajim niederliess, war für sein Zidkut und seine aussergewöhnliche Liebe zu jedem Jehudi bekannt. Folgende Geschichte habe ich von einem jeruschalmer Bewohner gehört, der dies bezeugte.
Die Geschichte geschah in einer schweren Zeit, als eine Epidemie ausbrach und viele Bewohner in Jeruschalajim daran erkrankten. Die Tochter eines Jehudi erkrankte auch daran und für ihre Heilung schrieb der Arzt vor, dass sie sich ständig mit viel heissem Wasser waschen müsse.
Die Armut und die schweren Umstände die damals zwischen den Bewohner von Jeruschalajim herrschten, erschwerten diese Aufgabe. Denn man konnte nicht einmal etwas Holz auftreiben, um Wasser für das kranke Mädchen aufzuwärmen.
Als der Admor Reb Mordechaj davon hörte, stand er unverzüglich auf und kroch in den Estrich. Dort holte er ohne viel zu sagen, seine teuren Sukkabretter herunter und brachte sie diesem Jehudi, sodass er damit ein Feuer entfachen kann und das lebenswichtige Wasser erhitzen konnte.
Um zu verstehen, welch eine grosse Tat es war, muss hinzugefügt werden, dass es sich bei diesen Bretter um Hölzer handelte, die er von seinem Vater, Grossvater und Urgrossvater erbte, und sie von dem ‚Meor Einajim‘ stammten. Weil sie so angesehen und kostbar waren, nahm er sie mit sich mit, als er nach Erez Jisrael auswanderte. Sie wurden ganz vorsichtig behandelt und gut aufbewahrt. Reiche Leute versuchten unzählige Male, die Bretter für viel Geld zu erwerben, jedoch weigerte er sich diese Bretter zu verkaufen, obwohl er sehr bedürftig war.
Hier jedoch, wo es sich um die Lebensrettung einer jüdischen Seele handelte, zögerte er keine Sekunde und kroch in den Estrich um sie herunter zu holen. Die Bretter waren aber noch nicht bereit für das Feuer, denn er musste vorerst alle heilige Namen, die in den Hölzern eingraviert waren, entfernen, um sie würdig zu behandeln. Dann beeilte er sich aber, um dem Vater des Mädchens die Hölzer zu bringen.
Das Ganze geschah unauffällig und wurde von ihm getan, als ob es die normalste Handlung sei.
Wenig schlafen
Eine weitere Eigenschaft, die man für den Erwerb der Tora benötigt, ist ‚wenig schlafen’. Es gibt unzählige Geschichten über Gedolim die sich diese Eigenschaft erworben haben und sich kaum Schlaf gönnten. Wir wollen hier ein Beispiel dafür bringen:
Es war am Sukkot nach einem Schmitta-Jahr, als der Neziw sich einen Etrog kaufte. Die Liebe, die der Neziw zum heiligen Land hatte, war bekannt. Er unterliess es deshalb auch nicht, die Bracha über die Arba Minim, jeweils auf einen Etrog, der aus Erez Jisrael stammt, zu sprechen. Auch sein Enkel, Reb Chajim Solowiejczyk begab sich jeweils zu ihm, um diesen Etrog zu benschen.
Auch in diesem Jahr, nach dem Schmitta-Jahr, unterliess der Neziw es nicht, einen Etrog aus Erez Jisrael zu erwerben, um darauf die Bracha zu sprechen. Wir wollen uns jetzt nicht an diesem Ort in halachische Aspekte einlassen, der Neziw war jedoch der Meinung, dass es Lehalacha kein Problem ist, und es deshalb richtig ist, die Bracha darauf zu sprechen. Sein Enkel, Reb Chajim hingegen, zweifelte daran, ob es richtig ist, in diesem Jahr nach dem Schmitta-Jahr, eine Bracha über einen solchen Etrog zu sprechen und suchte und fand deshalb einen anderen Etrog für die Bracha. Er kam also nicht zu seinem Grossvater, um den Etrog zu benschen.
Am ersten Tag Sukkot, nach dem Dawenen, ging Reb Chajim zum Neziw, um ihm ‚Gut Jom Tow’ zu wünschen, worauf sein grosser Grossvater gleich hervor schoss: „Ich weiss, weshalb du dieses Jahr nicht gekommen bist, um meinen Etrog zu benschen! Es ist, weil du über meinen Etrog in diesem Jahr, halachische Zweifel hegst! Ich werde dir aber beweisen können, dass es selbst nach deiner Meinung, keinerlei Zweifel gibt!“
Reb Chajim liess nicht locker und erklärte: „Werter Grossvater, ich weiss, dass du dieser Meinung bist. Es scheint mir aber anders zu sein. Ich glaube, dass lehalacha ja Zweifel bestehen!“
Das Gespräch ging schliesslich zu Ende, als der Neziw seinem Enkel versicherte, dass er seinen Psak darlegen und seine Position beweisen werde. Und so verabschiedeten sie sich voneinander.
Am nächsten Morgen um drei Uhr frühmorgens (!) klopfe der Schamasch des Neziw an Reb Chajims Fenster und gab ihm bekannt, dass sein Grossvater ihn rufen liess. Reb Chajim erschrak und fürchtete, dass seinem Grossvater irgendetwas passiert war, denn der Neziw war damals schon in einem sehr fortgeschrittenen Alter. Er weckte alle seine Kinder auf und alle zusammen rannten zum Haus des Neziw.
Als sie sich der Sukka des Neziw näherten, konnten sie feststellen, wie vor dem Neziw ein Stapel Sefarim bis zum S’chach hinauf (so drückte sich der Brisker Raw aus, als er die Geschichte erzählte) lag. Der Neziw war über seine Sefarim gebeugt und darin vollkommen vertieft.
Alle atmeten auf, als sie sahen, dass er gesund ist und man sich nicht um ihn sorgen muss.
Raw Chajim schickte nun alle Kinder wieder nachhause und ging alleine ins ‚Kodesch Kodoschim’ zu seinem Grossvater.
Als der Neziw ihn kommen sah, sagte er gleich: „Siehe, ich habe dich rufen lassen, um dir in all diesen Sefarim zu zeigen, dass es selbst laut deiner Meinung, kein Problem gibt, den Etrog dieses Jahr zu benschen!“
Reb Chajim entschuldigte sich und sagte: „Entschuldigung lieber Grossvater, lasse mir bitte ein paar Minuten, denn ich muss zuerst noch Birkat Hatora sprechen. Ich kann erst dann zuhören.“
Als der Neziw diese Worte hörte, war er ganz verwundert: „Wie bitte? Habe ich in meinem Alter verdient, das zu sehen? Dass mein Enkel um drei Uhr früh noch keine Birkat Hatora gesagt hatte?!“ Er klatschte in seine Hände und klagte: „Oh weh! Um drei Uhr noch keine Birkat Hatora gesagt, weil man noch schlief…!“
Reb Chajim erzählte, dass er darauf so stöhnte, dass er überhaupt nicht mehr dazu kam, mit ihm zu sprechen und wieder nachhause gehen musste!
Wenig Schlaf!

 

[3] Vor dem Eintreffen des Moschiach (Ikveta deMeschicha) Teil 2

Verfasst von Raw Elchanan Bunim Wasserman הי»ד
Der Artikel „Vor dem Eintreffen des Moschiach“ (Ikveta deMeschicha) wurde erstmals 1937 in Jiddisch verfasst und Anfang 1939 publiziert. Dieser führt die Meinung der Torah in Bezug auf politische und soziale Prozesse der Gegenwart auf. Er wurde gleich in Hebräisch übersetzt, später in viele andere Sprachen.

Fortsetzung

Die Taten der Väter
4. Wie soll man das Wort „Torah“ erklären? Torah bedeutet Lehre. Buchstäblich jedes Wort in ihr lehrt, ansonsten wäre das Auftauchen dieses Wortes nicht gerechtfertigt. Hier stellt sich die Frage, was können uns detaillierte Beschreibungen der Ereignisse aus vergangenen Zeiten lehren? Darauf antwortet der Midrasch: „die Taten der Väter – ein Zeichen für die Söhne“. In den Erzählungen der Torah steckt die gesamte Geschichte des jüdischen Volkes, vom ersten bis zum letzten Tag. Im Wochenabschnitt Waischlach wird das Treffen von Jakov und Ejsaw beschrieben, dort ist eine Andeutung an das Leben der Juden unter anderen Völkern versteckt. Im ersten Teil des Abschnittes geht es um die Vertreibung (lt. Ramban), eine Prophezeiung über die Vertreibung des Jehuda unter den Söhnen von Ejsaw. Im zweiten Teil geht es um die Rückkehr von unserm Vorvater Jakov aus dem Padan Aram in das Land Israel. Nach den Worten des Vilner Gaon geht es hier um die Zeit vor der Ankunft des Moschiach. Im Abschnitt steht geschrieben: „und er stellte die Mägde und ihre Kinder voran“. Daraus ergib sich, so der Wilner Gaon, dass vor dem Eintreffen des Moschiach die Nachkommen des Erev Rav (die Horde ägyptischer Völker, die sich unserem Volk bei dem Auszug aus Ägypten angeschlossen haben) die Anführer unseres Volkes sein werden. Und wenn wir die heutigen Anführer des jüdischen Volkes betrachten, die die Grundlagen des Judentums ablehnen, sehen wir wie gerechtfertigt die Worte des Wilner Gaon sind: diese Menschen sind Nachkommen des Erev Rav. „Lea und ihre Kinder zuletzt“ ist die Andeutung an Juden, die der Torah und ihren Geboten treu geblieben sind, die dem Erev Rav unterworfen sein werden, wie es jetzt im sowjetischen Russland und in anderen Ländern der Fall ist. „Und Rachel und Josef zuletzt“ – das sind Talmidej Hachamim, die Torah-Gelehrten, die den niedrigsten Status haben werden. Und wir sind die Zeugen davon. Es gibt kein einziges Land, wo die Weisen nicht ein Gegenstand der Demütigung und der Gelächter sind.

5. Des Weiteren steht: „Jakov aber blieb allein zurück. Da rang ein Mann mit ihm“ (Bereschit 32:24). Jakov ist die Stütze der Torah. „Ein Mann“ ist Samael (Satan). Daraus kann man schließen, dass vor der Ankunft des Moschiach das Unreine mit der Lehre der Torah kämpfen wird. „Und er verrenkte den Hüftballen Jakovs“ (Bereschit 32:25). „Hüftballen“ sind die Kinder des jüdischen Volkes, die die Torah tausende von Jahren gelernt haben und somit die Grundlage des Volkes bilden. Und diese Grundlage wird auch vor der Ankunft des Moschiachs durch den inneren und äußeren Satan erschüttert. Und dies geschieht in unseren Tagen in allen Ländern: der größte Teil der Kinder wächst als Goim auf.

6. Der Begriff „Hüftballen Jakovs“ schließt auch die Menschen ein, die die Torah-Gelehrten unterstützen. Seit dem Aufkommen des jüdischen Volkes wurde dieses Gebot strikt befolgt – Partnerschaft von Isachar und Svulun (die einen haben Torah studiert, die anderen ernährten sie). Aber sobald wir „die Schritte“ des Moschiachs hören, wird auch dieses Gebot nicht mehr erfüllt. Überall, sogar in reichen Ländern, wo viel Geld in alle möglichen Projekte fließt, bekommt die Torah kaum etwas. In der Regel zeigen die Reichen gegenüber der Torah die totale Teilnahmslosigkeit. Es ist deswegen nicht verwunderlich, dass die Jugend praktisch keine Torah-Kenntnisse besitzt und ist nicht einmal fähig ist, den Wert des Torahlernens zu begreifen. Das eine ist von anderem abhängig: drastische Verringerung der Anzahl an Torah lernenden Kindern und ebenso starke Verringerung der Anzahl an Menschen, die die Torah materiell unterstützen. Wie wird also die Antwort des Himmels sein? Für die Sünde der Geringschätzung der Torah kommen „Raub und Schwert“ in unsere Welt: „Ich werde das Schwert über euch bringen, das die Rache nimmt für den gebrochenen Bund“ (Vaikra 26:25). Und der Bund ist nichts anderes als die Torah: „Wenn nicht mein Bund am Tage und in der Nacht, hätte ich die Gesetze von Himmel und Erde nicht aufgestellt“ (Schabbat 33a). Allein in Wien wurde jüdisches Gut im Wert von 40 Millionen Dollar geraubt. „Unglück den Menschen vom Verschandeln der Torah“ (Avot 6:2).
Wir werden wie alle Völker sein

7. Jecheskel (20) sagt voraus, dass vor dem Eintreffen des Moschiach werden die Juden eine Parole haben, die da heißt: „Wir werden wie alle anderen Völker sein“. Diese Prophezeiung begann sich vor 150 Jahren mit Hilfe der Adepten der Berliner Verdummung zu erfüllen. Diese Parole haben sie mit den Worten „Sei ein Jude zuhause und ein Mensch auf der Straße“ verdeckt. Es ist nur wenig Zeit vergangen und diese Weltanschauung hat Früchte getragen: ihre Kinder haben den Glauben ihrer Vorväter abgelegt und sind ins Christentum konvertiert. Die Parole „Wir werden wie alle Völker sein“ hat die Grundlage der Torah zerstört. Dabei hat die Torah die Juden gewarnt, sorgfältig die Trennung von allen Völkern einzuhalten. „Und Ich habe euch von den Völkern geschieden, auf dass ihr Mir gehört.“ (Vaikra 20:26). Die Verdummten bestanden aber auf ihren Ansichten. Diesbezüglich hat der Allmächtige gesagt: „was ihr sagt «wir werden wie andere Völker sein», wird es nicht geben, aber a) mit der starken Hand, b) und mit dem ausgestreckten Arm, c) und mit sich ergießenden Zorn werde ich zu eurem König werden“. Der Ewige beginnt mit der „starken Hand“. Wenn das Volk hartnäckig bleibt, wird der „ausgestreckte Arm“ kommen. Wenn auch das nicht hilft, kommt der „sich ergießende Zorn“. Es ist unmöglich mit Sicherheit zu sagen, auf welchem der 3 Stadien wir uns heute befinden – die Zukunft wird es zeigen, aber es ist absolut klar, dass die Prophezeiung: „wird es nicht geben“ sich vollständig bewahrheitet hat und bewahrheiten ird. Die anderen Völker (Goim) verjagen uns aus ihrer Umgebung auf eine tödliche Art und Weise. Eine Redewendung besagt „Es ist schwer ein Jude zu sein“. Aber die Zeiten ändern sich und es ist jetzt schwerer für die Juden Goim zu werden. Man sagt im Namen von des Gaon, Autor von Bejt aLevi: „Derjenige, der zwischen Licht und Dunkelheit, zwischen Israel und den Völkern teilte“. Zwischen dem Licht und der Dunkelheit gibt es einen Abstand: Bejn aSchmaschot – das Zwielicht. Niemand ist im Stande das Zwielicht zu verlängern oder es zu verkürzen. Genauso einen unveränderbaren Abstand gibt es zwischen Israel und den anderen Völkern. Wenn die Juden die Grenze überschreiten und sich den Goim nähern, treiben die Goim uns zurück und stellen den Ausgangszustand wieder her. Aus den Worten von Bejt aLevi ist zu verstehen, dass die Kraft des Zurücktreibens direkt proportional zum Maß der Annäherung. Und wir sehen, dass in Ländern mit der höchsten Assimilation auch die Abstoßung am größten ist. In Ägypten waren die Zustände genauso. Als die Sklaverei sich verschlimmerte, haben einige Juden versucht, sich den Ägyptern anzunähern, im Glauben, dass man sie besser behandeln wird. Was hat der Ewige darauf gemacht — „Kehrte ihre Herzen um, damit sie sein Volk hassen“ (Tehilim 105:25). Der Hass der Ägypter wurde größer durch den Wunsch der Juden sich ihnen anzunähern. Und nur als die Juden ihren Fehler erkannten, kam die Erlösung. Die gleiche Regel betrifft auch uns: „Wenn ihr euch von den Völkern trennt, dann gehört ihr mir und wenn nicht, dann gehört ihr dem Nevuchadnezar und seinen Mittätern“ (Raschi zu Vaikra 20:26).

Lesen Sie die Fortsetzung in den nächsten Nummern.

[4] Von den Feiertagen zum Alltag

(nach Schiurim von Raw Polischuk schlite)
Der Name des Monats Marheschwan bedeutet „bitterer Heschwan“. Bitter heißt er, weil es keine wichtigen Daten in diesem Monat gibt, weder fröhlich noch traurig. Normalerweise bestimmen die speziellen Tage den Charakter des Monats. Im Monat Adar freuen wir uns; der Monat Aw ist durch den 9. Aw geprägt. Was ist denn unsere Aufgabe im Monat Marheschwan? Woran müssen wir arbeiten, was müssen wir verbessern? Das werden wir verstehen können, wenn wir an die Feiertage denken, die wir gerade begehen…

Marheschwan ist nicht einfach ein Monat. Das ist ein besonderer Zeitabschnitt, der direkt nach der Periode der Feiertage beginnt, der letzte von denen Simchat Tora ist. In Verbindung mit dieser Zeit können Menschen in zwei Kategorien eingeteilt werden.

Die Ersten haben sofort nach der Beendigung dieser Periode das Gefühl, dass die Feiertage vorbei sind und man ruhig zum Alltag zurückkehren kann. So ein Mensch ist einem Kind ähnlich, das von der Schule wegläuft. Vor dem Rosch a-Schana und Jom Kippur hat er gesagt bekommen, dass es die Zeit für Tschuwa ist, er muss an sich arbeiten und sich verbessern. Nun sind die Tage vorbei, man darf sich wieder entspannen. Wir sprechen hier über religiöse Menschen, die Rosch a-Schana, Jom Kippur, Sukkot und Simhat Tora einhalten — so, wie es sich gehört.

Die Menschen der zweiten Kategorie befinden sich auf der höheren Stufe. Sie verstehen, dass es eine Art der Führung durch den Allmächtigen in unserer Welt gibt, in deren Rahmen er uns sehr hoch erhebt, viel höher, als wir es würdig sind. Und es gibt Zeiten, wenn wir, wie ein Kind, zurück auf die Erde gestellt werden, um selbstständig gehen zu lernen. Beispiele dafür finden wir in unseren heiligen Schriften: während des Auszugs aus Ägypten wurden wir zuerst hoch erhoben und dann auf die Erde gestellt, um uns auf das Empfangen der Tora vorzubereiten. Ähnlich ist die jährlich wiederkehrende Zeit des Auszugs aus Ägypten in der Nacht von Pessach — die Zeit, wenn der Allmächtige uns auf eine sehr hohe Stufe erhebt, auch wenn wir dessen gar nicht würdig sind.

Die ganze Periode der Monate Elul-Tischrej, — Rosch a-Schana, Jom Kippur, Sukkot, Schmini Azeret, Simchat Tora, — ist die Zeit, wenn der Allmächtige uns erhebt. Diejenigen von uns, die sich bemüht haben, die Zeit von Rosch a-Schana und Jom Kippur mit der maximalen Hingabe zu begehen, haben gespürt, dass auf solchen geistigen Höhen waren, die im Alltag kaum erreichbar sind. Wenn wir aber im Marheschwan „auf die Erde“ zurückkehren werden, ist höchste Zeit, die während der Tage der Ehrfurcht) erworbenen Kräfte einzusetzen, und selbständig „gehen“ zu lernen, d.h. zu lernen, wie man selbstständig vorankommt und geistig steigt. Die Aufgabe eines jeden in dieser Zeit ist, nachzudenken und sich in die zweite Kategorie zu positionieren.


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